August Emil Leopold, Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg
Ein Jahr in Arkadien (Nebentitel: Kyllenion, griech.). (Gotha, Privatdruck) 1805.

Erste Ausgabe des ungewöhnlichen Werkes, eine Art bukolische Utopie, in der die freie und auch homoerotische Liebe geschildert wird. "Das sonderbare Werk sollte, im Gegensatz zu Gessners unwahren, arkadischen Idyllen, ächtes griechisches Leben darstellen, und behandelt namentlich die Liebe more Graecorum" (Hayn/Gotendorf).

Der in einer jakobinerfreundlichen Umgebung aufgewachsene Herzog August (1772-1822) war zeitlebens ein glühender Verehrer Napoleons und wurde von diesem mehrere Male in Gotha besucht. Er selbst war eine dezidiert nicht-napoleonische Persönlichkeit mit feminin-pazifistischen Zügen, trug gelegentlich Frauenkleider und ließ sich von seinen Vertrauten "Emilie" nennen. Seine Vorliebe für provozierende und schockierende Auftritte waren bekannt. Goethe schrieb über ihn: "Ich habe mich nicht über ihn zu beklagen, aber es war immer ängstlich eine Einladung zu seiner Tafel anzunehmen, weil man nicht voraussehen konnte, welchen der Ehrengäste er schonungslos zu behandeln zufällig geneigt sein möchte". Man schätzte ihn aber auch als Mäzen und Kunstsammler, er führte einen regen Briefwechsel mit Jean Paul, Madame de Staël und Bettina von Arnim, und Carl Maria von Weber, dessen Schulden er beglich, vertonte einige der Gedichte aus dem vorliegenden Werk.

EINBAND: Klassizistischer Prachteinband : Geglättetes Maroquin mit durch goldgeprägte Filete unterteilten Feldern in Schwarz und Rot sowie vier goldgeprägten Eckornamenten in Sternform (Rücken korrespondierend gestaltet und mit goldgeprägtem Titel), ferner mit Steh- und Innenkantenvergoldung, violetten Seidenvorsätzen und Goldschnitt. 22 : 14 cm. - ILLUSTRATION: Mit gestochenem Frontispiz und 1 Kupfertafel. - KOLLATION: 1 Bl., 124 S., 1 Bl. - ZUSTAND: Etw. stockfleckig, Frontispiz an den Rändern leicht beschnitten, Seidenvorsätze an den Rändern leicht verblichen und im vord. Bundsteg mit winz. Wurmspur. Ecken leicht berieben. - PROVENIENZ: Vorblatt mit handschriftlichem Besitzvermerk der Mannheimer Komponistin Charlotte von Brandenstein (1754-1813).

LITERATUR: Goedeke V, 472, 9, 1. - Hayn/Got. III, 375. - Wolfstieg 41633.

First edition of this peculiar work in a neo-classical binding. With engr. frontispiece and 1 engr. plate. Contemp. smoothed morocco, boards and spine with geometrical pattern in black and red, edges gilt and with violet silk endpapers. - Somewhat foxed, frontisp. slightly trimmed, silk endpapers slightly faded along the margins and with tiny wormtrace in the front gutter. Corners slightly rubbed. - Copy of German composer Charlotte von Brandenstein with her ms. ownership entry on one of the preliminary leaves.