Sale: 315 / Modern Art, June 12. 2007 in Munich Lot 145

 
Ernst Ludwig Kirchner - Frau im Sessel


145
Ernst Ludwig Kirchner
Frau im Sessel, 1911.
Pencil drawing
Estimate:
€ 14,000 / $ 14,980
Sold:
€ 19,200 / $ 20,544

(incl. surcharge)

Sitzender Frauenakt. 1911.
Bleistiftzeichnung.
Verso mit dem Nachlassstempel des Kunstmuseums Basel (Lugt 1570 b) und der hs. Registriernummer "B Dre/Bg 141". Auf glattem Velin 34,2 x 29,4 cm ( 13,4 x 11,5 in), blattgroß.

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.

Nach dem Abschluss eines Architekturstudiums in Dresden lernt Ernst Ludwig Kirchner Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff kennen und entscheidet sich gegen den Wunsch seines Vaters ganz für die Malerei. Der intensive Austausch der vier Freunde führt 1905 zur Gründung der Künstlergemeinschaft "Die Brücke" - mit dem Ziel "alle revolutionären und gärenden Kräfte an sich zu ziehen" (Schmidt-Rottluff). Die Gruppe orientiert sich zunächst an Künstlern des Spätimpressionismus. Die Entdeckung der Fauves, der Südsee-Kunst und van Goghs führt die Maler zum Expressionismus. Infolge der Begegnung mit der Kunst der italienischen Futuristen verändert sich der Malstil der Gruppe um 1910, er wird "härter". Die ab 1911 in Berlin entstehenden Großstadtbilder, in denen er in vereinfachten, scharf konturierten Formen, expressiven Zügen und grellen Farbkontrasten das Großstadtleben festhält, werden zu Inkunabeln des Expressionismus.

Die Zeichnung, ob als autonomes Einzelblatt oder in Form des Skizzenbuches, ob in Bleistift, Tusche oder Kreide, nimmt im Werk Kirchners einen besonders breiten Raum ein. In der Unmittelbarkeit der Niederschrift und der Sicherheit der Formulierung werden an ihr die Charakteristika des Expressionismus in besonderer Weise deutlich. Wie auch das vorliegende Beispiel zeugen Kirchners Zeichnungen von der Kunst "mit geringsten Mitteln, nur mit Strichen, ohne plastische Modellierung und kunstvolle Schraffuren, ohne Schönlinigkeit und gestaltete Konturen, ohne durchdachte Komposition Gegenstände, Räume, Situationen darzustellen. Die Striche, ihre Stärke und Farbe, ihre Ansätze und Abrutscher wirken zufällig, tragen aber bis ins Detail zur Darstellung bei. Nichts ist radiert, ausgelöscht, verstärkte korrigierende Strichlagen gehören mit zur Aussage der Zeichnung. Die Zeichnungen behalten etwas Skizzenhaftes, auch wenn sie keine Skizzen sind. Das Entscheidende ist der treffende Strich" (Claus Zoege von Manteuffel, in: Ernst Ludwig Kirchner. Zeichnungen und Pastelle, hrsg. von Roman Norbert Ketterer unter Mitwirkung von Wolfgang Henze, Stuttgart/Zürich 1979, S. 13).

1917 lässt sich Ernst Ludwig Kirchner in Frauenkirch bei Davos nieder. Den Großstadtbildern folgen nun Gebirgslandschaften und Darstellungen ländlichen Lebens. 1923 zieht Ernst Ludwig Kirchner in das "Haus auf dem Wildboden" am Eingang zum Sertigtal, wo Kirchner bis zu seinem Freitod im Jahr 1938 lebt und arbeitet. [NB]

Zustand: Guter Gesamteindruck. Kanten minimal berieben. Obere und rechte Kanten ein wenig unregelmäßig.




145
Ernst Ludwig Kirchner
Frau im Sessel, 1911.
Pencil drawing
Estimate:
€ 14,000 / $ 14,980
Sold:
€ 19,200 / $ 20,544

(incl. surcharge)