Sale: 542 / Rare Books, May 22. 2023 in Hamburg Lot 65

 

65
Hermann Hesse
5 Postkarten + 1 eigh. Brief, 1904-1955.
Estimate:
€ 1,200 / $ 1,296
Sold:
€ 4,000 / $ 4,320

(incl. surcharge)
Hesses Schreibtisch

Hermann Hesse
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift und Orig.-Bleistiftzeichnung sowie 5 Postkarten m. U. (2 eigenhändig, 3 maschinenschriftlich). Calw, 2. Juni 1904 (Brief) sowie Calw, 27. Juli 1904, Montagnola, 15. Mai bis 14. Juni 1928, und Zürich um 1955 (Postkarten).

Inhaltsreiche Schreiben des jungen Dichters an Hermann Haas (1878-1935), der für Hesse in München einen Schreibtisch anfertigen ließ. Hesse zeichnet einen Entwurf und nennt viele Details, die berücksichtigt werden sollen. Dieser Schreibtisch diente dem Dichter sein Leben lang als Arbeitsplatz, an dem ein Großteil seiner Werke entstand. Heute ist er ein zentrales Ausstellungsstück im Hesse Museum Gaienhofen. Der Brief enthält zudem eine von Hesses ersten antimilitaristischen Äußerungen, auch erwähnt er seine bevorstehende Heirat mit Mia Bernoulli.
"Ihre Karte hat mich heillos erbittert. Daß Sie Soldat werden sollen war die schlimmste und unerwartetste Nachricht, die kommen konnte. - Was nun? Ich kann Ihnen nichts wünschen als möglichst viel Gleichgültigkeit u. Humor, aber beides werden Sie noch nicht haben. - Herrgott! (..) Den Schreibtisch .. bitte ich Sie also in München machen zu lassen, so daß ich ihn Anfang oder Mitte August mir senden lassen kann (..) Da ich fast alle Laden für Papiere, Briefe, Manuskripte u.s.w benützen werde, kommt es auf die Höhe der einzelnen Lade nicht genau an. Im Übrigen alle Maße (Länge u. Breite der Tischplatte) wie bei Ihrem großen Tisch. Es liegt mir namentlich daran, daß die Tischplatte schön solid, platt u. eben ist, sich nicht etwa wirft, zieht u.s.w. daß das ganze solid u. stark gebaut wird, dafür werden Sie ja sorgen (..) Ich stecke nun in vielerlei kleinlicher Arbeit, um alles vollends zustande zu bringen. Aber ich kann jetzt nicht plaudern, die elende Militärnachricht hat mich ganz wild gemacht. Schießen sollte man auf diese Oberversätzler!"
Auf einer Postkarte am 27. Juli des Jahres drängt Hesse auf Fertigstellung:
"Mit dem Tisch tun Sie, was Ihnen gut scheint, doch sollte ich ihn sicher bis Mitte August haben, denn dann muß ich zu arbeiten anfangen u. wir sind ohnehin mit Möbeln äußerst mäßig versehen .."
Drei weitere Postkarten schreibt Hesse im Frühjahr 1928 aus Montagnola, anläßlich eines Besuchs von Haas in der Villa Camuzzi sowie bezüglich der Architektenlehre seines drittgeborenen Sohnes Martin (1911-1968):
".. ich dachte schon daß Sie bei diesem Sauwetter nicht kommen. Man kann nur hoffen, es trete dann wenigstens in Berlin eine Eiszeit ein und vernichte dies Städtchen (..) Sie wissen doch, daß in Ihrer Nähe, in Ascona, meine geschiedene Frau Mia lebt? Sie hat ein Häuschen in der Nähe des Monte Verita. Der Besuch Ihrer Frau würde sie sicher sehr freuen .."
".. ich war 2 Tage bei meinem Sohn in Thun. Was ihm so schwerfällt, ist das Büreausitzen, ich sprach mit dem Architekten in dessen Lohn er ist, und der Junge will es nun doch weiter dort probieren, der Mann ist mit ihm zufrieden u. versprach mir, ihn nun auch mehr auf die Bauplätze zu schicken, daß er nicht nur theoretische Arbeit hat .."
Eine spätere, um 1955 geschriebene Karte ist an "R. Haas" adressiert, wohl ein Nachkomme von Hermann Haas:
"Danke für Ihren lieben Brief, aber verstanden habe ich ihn nicht. Er sucht Dinge richtigzustellen, die ich nie gesagt habe. Und er bringt, scheint mir, den Traum-Aufsatz (der keine erfundenen, sondern echte Träume mitteilt) in eine Beziehung zum Piktormärchen, die er nicht hat .."

- KOLLATION: Brief: 4 S. (Doppelblatt) und 1 S. Postskriptum. 19,5 : 14 cm. - Karten: 10,5 : 15 cm.

Significant letter by Hesse from his early days as an established writer. With anti-militarist statements and an orig. sketch designing his future desk, which served as the poet's workplace throughout his life and where much of his works were written. To the painter and architect Hermann Haas who was commissioned by Hesse to have the desk made in Munich. Together with 4 other postcards to H. Haas and one later card to R. Haas.




65
Hermann Hesse
5 Postkarten + 1 eigh. Brief, 1904-1955.
Estimate:
€ 1,200 / $ 1,296
Sold:
€ 4,000 / $ 4,320

(incl. surcharge)