Sale: 591 / Day Sale, June 07. 2025 in Munich button next Lot 121003071

 

121003071
Felix Nussbaum
Stillleben mit Zwiebelpflanze, 1926.
Oil on canvas
Estimate:
€ 40,000 - 60,000

 
$ 43,200 - 64,800

Information on buyer's premium, taxation and resale right compensation will be available four weeks before the auction.
Stillleben mit Zwiebelpflanze. 1926.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. 76,3 x 62,3 cm (30 x 24,5 in). [CH].


• In den 1920er Jahren wird das Stillleben zu einem Hauptgenre der Neuen Sachlichkeit.
• Durch Präzision, Detailtreue und Isolierung der Gegenstände erweist sich "Stillleben mit Zwiebelpflanze" als wunderbares Beispiel für die junge Kunstbewegung.
• Die Stärke und Anziehungskraft der Gemälde Felix Nussbaums entfalten sich insbesondere in dem seinen Werken intrinsischen narrativen Moment.
• In den vergangenen zehn Jahren wurden weltweit insgesamt nur neun Gemälde des Künstlers auf dem Auktionsmarkt angeboten, darunter nur ein einziges Stillleben (Quelle: artprice.com).
• Ein Großteil der früheren Arbeiten aus dem kleinen, konzentrierten und hochkarätigen Œuvre des 1943 von den Nationalsozialisten ermordeten Künstlers verbrennt 1932 bei einem Atelier-Brand.
• Die Gemälde Felix Nussbaums sind heute Teil bedeutender internationaler Sammlungen, darunter die Berlinische Galerie und das Deutsche Historische Museum in Berlin, das Yad Vashem Art Museum in Jerusalem und das Jewish Museum in New York.
• Zuletzt ist Felix Nussbaum mit einem Selbstporträt in der viel besprochenen Ausstellung "Die Neue Sachlichkeit. Ein Jahrhundertjubiläum" in der Kunsthalle Mannheim vertreten (2024/25)
.

Das Gemälde wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis des Künstlers aufgenommen. Wir danken dem Felix-Nussbaum-Haus, Museumsquartier Osnabrück, für die freundliche wissenschaftliche Beratung.

PROVENIENZ: Privatsammlung USA.
Privatsammlung USA (vom Vorgenannten durch Erbschaft erhalten).
Privatsammlung Hessen (vom Vorgenannten erworben).

"Ich malte die scheinbar unschuldige Welt, die mich umgab und legte jedes mal etwas von meinem Gemütszustand hinein."
Felix Nussbaum 1939 über seine Werke, zit. nach: www.felixnussbaumfoundation.org/tl_files/FNF/Jaehner.pdf, S. 27.

Das Schicksal und auch das Œuvre des jüdischen Künstlers Felix Nussbaum ist für immer untrennbar mit der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts verwoben. Seine künstlerische Ausbildung beginnt Nussbaum zunächst mit einem Kunststudium in Hamburg, 1923 zieht es ihn jedoch in die Metropole Berlin. Bereits 1928 hat der junge Künstler als Meisterschüler von Hans Meid eine erste Einzelausstellung in der Galerie Casper. Während er sich in seinen frühen Arbeiten noch intensiv mit der Bildsprache und der Maltechnik von Vincent van Gogh beschäftigt, prägen ihn in späteren Jahren eher die stilistisch zurückgenommenen, klaren Kompositionen von Henri Rousseau, Giorgio de Chirico oder auch Karl Hofer, die auch in der hier angebotenen Arbeit Widerhall finden, obwohl Nussbaum bereits in dieser Zeit eine ganz eigene, unverwechselbare Bildsprache entwickelt hat. Als amüsantes Detail zeigt er sich in unserem Stillleben mit Zwiebelpflanze, Messer und Wasserglas als vielschaffender Künstler: Ganz subtil ragt die obere Ecke einer auf einen Keilrahmen aufgespannten Leinwand in den gewählten Bildausschnitt hinein. Ein weiteres Gemälde ist demnach bereits in Planung. Tatsächlich erntet er in den 1920er Jahren bereits wohlwollende Kritiken. Die Betrachter:innen erkennen in seinen schnörkellosen und doch so vielschichtigen Bildwelten Geschichten, entdecken Melancholie und Humor, manchmal "Gruseligkeit" oder "kindliches Entzücken" (vgl. Paul Westheim, in: Kunstblatt Jg. 12-13, 1928/29). Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten erfährt seine vielversprechende künstlerische Karriere eine tragische Wendung. Zwar erhält Nussbaum noch 1932, ein Jahr vor der Machtübernahme der NSDAP, das hoch angesehene Stipendium der Villa Massimo in Rom, doch schon kurz darauf erkennt er nach einem dortigen Besuch von Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels, dass sein Kunstschaffen innerhalb dieser nationalsozialistischen Ideologie und Doktrin keine Zukunft haben würde. Im Mai 1933 verlässt Nussbaum Rom, das Stipendium wird ihm nur wenig später aberkannt.

In sein Atelier in Berlin kehrt Nussbaum nicht mehr zurück. Bei einem Brand seines Ateliers verbrennen 160 seiner Bilder. Auf dem Höhepunkt seines künstlerischen Erfolgs gerät er als deutscher Jude nun endgültig in das Visier der Nationalsozialisten und lebt in den darauffolgenden Jahren im Exil, ab 1935 in Ostende und ab 1937 in Brüssel. 1938 nimmt er an der viel beachteten Ausstellung des "Freien Künstlerbundes" in Paris teil. Nach der Flucht aus einem Internierungslager in Südfrankreich 1940, dem sogenannten Judenstern-Erlass in Belgien im Mai 1942 und den beginnenden Deportationen in die Vernichtungslager geht Nussbaum in den Untergrund – doch er malt weiter. Die Kunst gibt ihm Kraft und ermöglicht es ihm, seine Gedanken, sein Innerstes in vielsagenden und vielschichtigen Bildgefügen auf die Leinwand zu bannen. Es entstehen treffende, bedrückende Werke, darunter u. a. Selbstporträts und Stillleben, die seine beklemmend-isolierten, ärmlichen Verhältnisse schildern und die seinen Namen nach seinem Tod berühmt machen werden, darunter bspw. das "Selbstbildnis mit Judenpass", und "Die Verdammten". So ist und bleibt die Malerei selbst in der damaligen schier aussichtslosen Situation Nussbaums Mittel des Widerstands gegen das NS-Regime, gegen das er bis zuletzt hoch erhobenen Hauptes anmalt. Sein letztes Gemälde "Triumph des Todes" entsteht im April 1944. Am 20. Juni 1944 wird er in seinem Versteck in Belgien entdeckt, deportiert und wenig später in Auschwitz ermordet. Seinem malerischen Nachlass wird erst ab den 1970er und 1980er Jahren größere Aufmerksamkeit zuteil. Durch einige Einzelausstellungen u. a. in New York, Manchester, Jerusalem und Angers erfährt sein Œuvre auch internationale Anerkennung. Seit 1998 befindet sich eine große Anzahl der heute erhaltenen Gemälde in dem vom amerikanisch-jüdischen Architekten Daniel Libeskind entworfenen Felix-Nussbaum-Haus im Osnabrücker Museumsquartier. 2011 installiert man sowohl in Osnabrück als auch in Brüssel Stolpersteine für den in Auschwitz ermordeten Künstler. [CH]



121003071
Felix Nussbaum
Stillleben mit Zwiebelpflanze, 1926.
Oil on canvas
Estimate:
€ 40,000 - 60,000

 
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