Sale: 289 / Rare Books, Nov. 22./23. 2004 Lot 1219




1219
Fouqué, F. de la Motte
Eigh. Brief m. U.
Estimate:
€ 400 / $ 428
Sold:
€ 398 / $ 425

(incl. surcharge)
Fouqué, Friedrich de la Motte, Eigh. Brief m. U.. Dichter, 1777-1843. Eigh. Brief m. U. Nennhausen, 19. Juni [18]29. 2 S. Gr.-8vo. - Umseit. mit eigh. Adresse und Lacksiegelfragment.
Persönlicher, ausdrucksvoller Brief an den befreundeten Musikschriftsteller und Komponisten Johann Friedrich Rochlitz (1769-1842). Angesichts seines fragilen Gesundheitszustands zieht Fouqué eine Art Lebensbilanz. - " ... Seitdem ward ich recht ernstlich unwohl. Zu Anfangs hatte ich's mit einer Art von Soldatenforschheit hinunterdrücken wollen, was mir auch zum Theil gelang, wie es mir schon oft im Leben gelungen ist; - aber freilich dem 52Jährigen nicht mehr dermaßen zum entscheidenden Siege ausschlagen wollte, als ehedem dem 25Jährigen. Es gibt just mit dieser mir heuer gegebenen Jahresproportion einen ungeheuern, dem blossen Calkül gar nicht zu ermessenden Umschwung. Und mein Kränkeln wollte eine Zeitlang zum wirklichen Erkranken avenziren. Dann wäre vermuthlich das in letzter entscheidender Instanz gültige Avancement für mich sehr nahe gekommen. Denn lange wol hält dieser mannigfach kampferschütterte Körper keine Belagerung mehr aus. Wer weiß ohnehin, wie weit es das jetzt obwaltende Blockade- und Tirailleur-System noch mit ihm bringen kann. Die Aussenwerke sind eigentlich nur scheinbar erträglich im Stand, die Vorräthe sind leicht erschöpfbar, und die Garnison, - was so die Leute die Seele zu nennen pflegen, - nun ja: sie wehrt sich ehrbarlich und pflichtschuldigermaassen. Aber wenn ihr von Oben der authentische Befehl zukäme: laß das alte Barackenwerk einstweilen dem andringenden Feinde; - wir wollen schon machen, daß wir's gelegentlich wieder abgewinnen und es zu einem schöneren Neubau umgestalten ... - Ja, mein Salomon Friedrich, viel Schönes, viel Liebes, auch des Grossen einen sehr dankbaren Theil hab' ich erlebt hinieden. Und das Häßliche, das Hassende, das Kleinmeisterisch-Teuflische - zwar hat es mir an dem Allen keinesweges gefehlt - mag dagegen von Herzen vergessen sein. Vergessen? - nein, das geht nicht. Das verwundete Herz behält sein Schmerzenrecht; - aber Verzeihen! - Ja, dazu wird Kraft gegeben auch mir von Ihm, welcher mir und uns Allen verzeiht. - Unterweges aber laß uns doch ja innig treu zusammenhalten ... - Verlaßt mich nicht, Ihr gleich- oder ähnlichgesinndten Freunde, bei einem Unternehmen, welches vielleicht in der Innerlichkeit seines vorwaltenden Sinnes noch nicht auf diese eigenthümliche Weise dagewesen ist. Gott mit uns, mein Rochlitz! mein Friedrich! Ewig in seinem Frieden ..." - Etw. gebräunt, mit kl. Randläsur. Seitlich montiert.




1219
Fouqué, F. de la Motte
Eigh. Brief m. U.
Estimate:
€ 400 / $ 428
Sold:
€ 398 / $ 425

(incl. surcharge)