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Bogenschütze
Mit einem Gutachten von Dr. Wolfgang Henze, Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Campione, vom 1. März 1993. Die Arbeit wird in den Werkkatalog der Zeichnungen, Pastelle und Aquarelle aufgenommen
PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers.
Ausstellung: Ernst Ludwig Kirchner, Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Frankfurt/Main 1954, Kat.Nr. 83.
LITERATUR: Will Grohmann, Kirchner Zeichnungen, Arnolds Graphische Bücher, Zweite Folge, Bd. 6, Dresden 1925, Tafel 87.
Nachdem Kirchner in Davos langsam von seiner Narkotikasucht entwöhnt wird, wächst seine Begeisterung für die ihn umgebende bäuerliche Umwelt. Er beginnt trotz körperlicher Behinderungen wieder zu arbeiten. Seinen Zeichnungen aus dem bäuerlichen Umfeld ist nun ein kräftiger, etwas kantiger Stil zu eigen, der in der Literatur mit " Bauernstil" umschrieben wird. Die Figuren sind gedrungen und in ihren Proportionen verkürzt, verglichen mit der oft übertriebenen Längung seiner Gestalten in den Arbeiten vor dem Ersten Weltkrieg. War es in der Zeit um 1911 der dekadent hysterisch-nervöse Großstadtmensch, der Kirchner inspirierte, sind es nun die urwüchsigen Kräfte des bäuerlichen Volkes. Er versteht es meisterhaft, seinen Stil den neuen Gegebenheiten anzupassen.
Zeichnung mit farbigen Kreiden und Zimmermannsblei, 1920
Unten mittig signiert. Rechts oben kopfstehend mit dem Nachlassstempel des Kunstmuseums Basel (Lugt 1570 b) und der hs. Registriernummer "H 303 D". Auf Karton 58,8 x 40,5 cm ( 23,1 x 15,9 in), blattgroß.
Verso mit dem tiefschwarzen, reliefartigen Holzschnitt "Kopf Butz" von 1917/18 (Dube 323). Maße des Holzschnittes: 43,4 x 28,8 cm (17 x 11,3 in). Dube gibt starke Druckunterschiede an.
Privatsammlung Norddeutschland.
Die Jahre in Davos sollen Kirchner eine heilsame Beruhigung seiner Kräfte bringen, sie bewirken aber auch eine künstlerische Neuorientierung, die für sein späteres Schaffen richtungsweisend sein wird. Dass sie nicht frei von materieller Bedrängnis sind, dafür mag der rückseitige Holzschnitt ein Beleg sein. Die Wiederverwendung bereits bemalter Leinwände ist für Kirchner nicht ungewöhnlich. Im Œuvre-Katalog der Gemälde werden über 120 "paintings verso" aufgeführt. Nicht viel anders ist er mit Papierarbeiten umgegangen, wie unsere Zeichnung exemplarisch vorführt. Der Holzschnitt verso ist in seiner reliefartigen Ausprägung sicher ein Handdruck Kirchners. [KD]
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