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Heilandsgesicht
PROVENIENZ: Sotheby’s London, 1961, Kat.Nr. 36.
Ausstellung: 30 Jahre Galerie Thomas, Galerie Thomas, München 1994, Nr. 61 (mit Farbabb.).
„Die Meditationen sind die Krönung von Jawlenskys Lebenswerk. In ihnen hat er seinen endgültigen Stil gefunden. Sie sind unverwechselbar sein eigenstes Werk“ (Clemens Weiler, in: Jawlensky, Köpfe Gesichter Meditationen, Hanau 1970, S. 23). In dieser eindrucksvollen, linearen Komposition, die typisch für die konstruktivistischen Gesichter der 1920er Jahre ist, schafft Jawlensky ein herausragendes Beispiel für die Komplexität und Vielschichtigkeit seiner Serie der ‚Meditationen‘. Chiffreartig stellt er dem Betrachter ein Gesicht gegenüber, irgendein Gesicht, das gleichzeitig in der Reduktion auf die wesentlichen Elemente zum Archetypus, zum Zeichen für den Menschen an sich wird und in der Verweigerung des Tiefenraumes eine Immaterialität erzeugt, die die spirituelle Dimension betont. Mit dem Titel ‚Heilandsgesicht‘, verdeutlicht Jawlensky seine Gründe der Konzentration auf das menschliche Gesicht: „Dann war mir notwendig, eine Form für das Gesicht zu finden, da ich verstanden hatte, daß die große Kunst nur mit religiösem Gefühl gemalt werden soll. Und das konnte ich nur in das menschliche Antlitz bringen. Ich verstand, daß der Künstler mit seiner Kunst durch Formen und Farben sagen muß, was in ihm Göttliches ist. Darum ist das Kunstwerk ein sichtbarer Gott und die Kunst in Sehnsucht zu Gott“ (Alexej von Jawlensky, in: Ausst.Kat. Alexej von Jawlensky, München/Baden-Baden 1983, S.28). Jawlensky gelingt es, gleich den russischen Ikonen seiner Heimat, in einer zeichenhaften Bildsprache den Menschen schlechthin zu symbolisieren. In der steten Wiederholung des gleichen Themas, der repetativen Konzentration auf Form und Farbe, der Versenkung in das menschliche Antlitz erforscht Jawlensky die Tiefen und Wesenheit des menschlichen Daseins. Sein Schaffensprozess ist vergleichbar mit dem von Paul Cézanne oder Giorgio Morandi, die sich ebenfalls auf eine sehr beschränkte Motivwahl und geometrische Formen konzentriert haben, um die Aussagefähigkeit von Farben in Kombination mit einer einfachen Form zu erforschen. Im Prinzip der Serie, der meditativen Verinnerlichung des immer gleichen Themas, versucht Jawlensky ein Bindeglied, eine visuelle Aussage über das Geheimnis des Lebens zu schaffen.
Öl über Bleistift auf festem Papier, 1922
Jawlensky/Pieroni-Jawlensky 1183. Links unten monogrammiert. Rückseitig von fremder Hand bezeichnet "A. v. Jawlensky Berlin 1920". 37,3 x 27,1 cm ( 14,6 x 10,6 in).
Sotheby’s London, 1962, Kat.Nr. 313 (mit Abb.).
Galerie Thomas, München.
Privatsammlung Süddeutschland.
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