Sale: 555 / 19th Century Art, June 08. 2024 in Munich Lot 314


314
Carl Spitzweg
Der Maler im Atelier, Um 1860.
Oil on cardboard
Estimate:
€ 20,000 - 30,000

 
$ 21,400 - 32,100

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Der Maler im Atelier. Um 1860.
Öl auf Malpappe.
Verso mit dem Faksimile-Monogramm sowie mit diversen handschriftlichen Bezeichnungen und Besitzervermerken, Nummerierungen, fragmentarischen Etiketten und Stempel des Malereibedarfs Schachinger & Herrmann, München. 23,5 x 18,6 cm (9,2 x 7,3 in).


• Seltenes Motiv: eine von nur vier bekannten Porträtmaler-Variationen, eine davon in der bedeutendsten Spitzweg-Sammlung Schäfer, Schweinfurt.
• Einzigartige Inszenierung in der Serie: die einzige hochformatige Version macht das Gesicht des gähnenden Modells sichtbar.
• Wie mit seinem berühmten „Armen Poeten“ formuliert Spitzweg einen ironischen Kommentar auf das künstlerische Schaffen
.

Wir danken Herrn Detlef Rosenberger, der das Werk im Original begutachtet hat, für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Das Angebot erfolgt in freundlichem Einvernehmen mit Erben der Inhaber der Ludwigs Galerie im Sinne einer gerechten und fairen Lösung.

AUSSTELLUNG: Carl Spitzweg, Moderne Galerie Thannhauser, aus dem Besitz der Ludwigs Galerie, München, September 1916.
Ludwigs Galerie, München, Februar 1931 und 1.-30. Juni 1931, Nr. 77.
Jubiläums-Ausstellung, Galerie Commeter, Hamburg, September 1931 (aus dem Besitz der Ludwigs Galerie, München).
Spitzweg-Ausstellung, Galerie Heinemann, München, 14.10.-12.11.1933, Nr. 18 (aus dem Besitz der Ludwigs Galerie, München).

LITERATUR: Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke. Gemälde und Aquarelle, Stuttgart 2002, WVZ-Nr. 465 (m. Abb.).
Günther Roennefahrt, Carl Spitzweg. Beschreibendes Verzeichnis seiner Gemälde, Ölstudien und Aquarelle, München 1960, Nr. 1409 (m. Abb.).
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Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg, Kunst, Kosten und Konflikte, Frankfurt a. Main 1991, Handschriftliches Verkaufsverzeichnis, S. 326: "171 Portraitmaler idem wie No. 169 nur kleiner; Grösse wie Wüste, kleine Nymphe / 1862 Juli 4 Köln 110 Thaler = (192 1/2 fl)".
Hermann Uhde-Bernays, Spitzweg. Reime und Bilder, München 1921, Abb. 5 ("Der Porträtmaler").
Max von Boehn, Carl Spitzweg, Bielefeld/Leipzig 1920, Abb. S. 60 ("Porträtsitzung").
Fritz von Ostini, Aus Carl Spitzwegs Welt, Barmen 1924, S. 49.
Hans Eckstein, Romantische Malerei in Deutschland und Frankreich, in: Kunst und Künstler, Jg. 29, Heft 11, 1931, S. 442.
Nürnberg, Deutsches Kunstarchiv, Nachlass Heinemann, Kartei angebotene Bilder (http://heinemann.gnm.de/de/kunstwerk-44597.htm).
Nürnberg, Deutsches Kunstarchiv, Nachlass Uhde-Bernays, Hermann, 4 (Werkfotografie mit handschriftlichem Datum 17.1.1934 und Preiskürzel).

Aufrufzeit: 08.06.2024 - ca. 14.18 h +/- 20 Min.

Obwohl sich Spitzweg in seinem Œuvre mit allerlei von ihren speziellen Disziplinen vereinnahmten Einzelfiguren auseinandergesetzt hat, taucht der Maler darunter einigermaßen selten auf. Umso mehr verwundert dies, da Spitzweg, wie seine Naturforscher, Schmetterlingsfänger, Alchimisten und Antiquare seine Beschäftigung ebenso mit großem persönlichen Ehrgeiz und Eifer, aber kaum aus finanziellen Bedürfnissen heraus verfolgte. Sein vielseitiges und phantasievolles Werk umfasst eher die darstellenden Künste wie Tanz und Theater sowie zu einem großen Teil die Musik. IM vorliegenden Gemälde hat er sich zudem eine Gattung ausgesucht, die in seinem eigenen Werk kaum vorkommt. Porträts seiner selbst finden sich nur sehr wenige in jungen Jahren, ebenso seiner Freunde und Familienmitglieder. Dem menschlichen Antlitz bringt Spitzweg malerisch und zeichnerisch viel weniger Interesse entgegen als der Landschaft, der Architektur und der in sprechender Gestik, Körperhaltung und Kleidung miteinander beschäftigten Figuren. Sein Gefallen an Theater und Oper lässt ihn zum Regisseur seiner Genreszenen werden, eine weitere Leidenschaft, das Reisen und Wandern, bringt stimmungsvolle Landschaftsgemälde hervor. Eine der wenigen Szenen, in der sich Spitzweg mit der eigenen Profession beschäftigt, ist die Atelierszene einer Porträtsitzung. Auf einer bühnenhaften Erhöhung sitzt das Modell im breiten Armlehnensessel, angetan mit Mantel, Halskrause und Goldkette. Die von links oben erhellte Raumsituation sowie die weiße Halskrause des Sitzenden verlegen die Szene in die Zeit der niederländischen Meister, die für ihre genaue und schonungslose Beobachtung berühmt waren. Ein barocker Helm mit Federbusch auf dem Tisch daneben weißt den Mann als militärisch verdiente Persönlichkeit aus. Auf seinem Gesicht zeichnet sich unverkennbar ein Gähnen ab. Möglicherweise spiegelt dies nicht nur die Empfindung des Modells, sondern auch des Malers Spitzweg selbst gegenüber der Porträtmalerei wider. Unvermögen kann jedenfalls nicht der Grund für die wenigen, dafür unvergleichlich genau und treffend ausgeführten Bildnisse im Schaffen Spitzwegs gewesen sein. [KT]




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